Garzau, 1247
Garzau war ursprünglich ein Angerdorf, dass durch die Ansiedlung des Zisterzienser-Ordens
in der Region entstand. Aus dieser Zeit stammt die Feldsteinkirche, die 1724 restauriert wurde und
einen Turm erhielt.
Da der Boden wenig ertragreich war, verließen die Mönche die Gegend im 14. Jahrhundert.
Im 16. Jh. wurde Garzau wieder als Rittergut durch die Familie Pfuel genutzt. Es befand sich auf
dem Gelände der "Alten Brennerei", wurde aber im 30-jährigem Krieg zerstört.
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1723 stellte der Hofrat "von Berger" das Rittergut und das Schloß aber auch die
Kirche wieder her. Sein Grabstein ist vor dem Altar in den Boden eingelassen.
1773 kaufte "Wilhelm Carl Graf von Schmettau" (Domherr von Havelberg) das Schloß
und legte einen Schlossgarten an. 1802 verkaufte "von Schmettau" Garzau und kaufte
das Schloß Köpenick. Die Gedenkurne nahm er mit. Sie ist noch heute in Köpenick zu sehen. Eindrücke
der Schönheit des angelegten Parks sind durch den hauseigenen Maler Friedrich Genelly festgehalten
worden.
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Friedrich Genelly: Garzau, Blick auf Pyramide, Kleinen Haussee (mit Inselguppe) und Mühlenfließ, 1787
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Friedrich Genelly: Garzau, Blick auf Großen Haussee (mit zwei Inseln) und Pyramide von Südost, etwa 1789
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Friedrich Genelly: Garzau, "herrlicher Anblick des reizenden Landschaftsgemäldes" vom Wohnhaus über See, Inseln mit Gedenkurne zur Pyramide der Dankbarkeit und des Todes, etwa 1789
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Friedrich Genelly: Garzau, Blick von der Pyramide auf Schloß, Dorf und Kleinen Haussee (mit Inselgruppe), 1787
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Von 1802 wechselten die Besitzer fünf mal, bis 1880 Paul von Rohrscheidt den
Grundbesitz erwarb und das Schmettausche Schloß abreißen ließ. Das neu erbaute Schloß fiel
bereits 1910 einem Brand zum Opfer. Der Wiederaufbau (in der heutigen Form) war 1911
abgeschlossen. 1908 beteiligte sich Garzau außerdem am Bau des
Bahnhofgebäudes in Rehfelde.
Pauls Sohn, "Hans von Rohrscheidt", der sogennante Kartoffelbaron, residierte bis
zur Enteignung 1946 im Schloß. Er baute die Schnapsbrennerei auf die heute ein kulturelles
Gemeindezentrum ist.
Durch mehrmaliges Tieferlegen des Abflusses der Seen zur Gewinnung von Futterwiesen, verschwanden
seit 1850 der Faule See, sowie Teile des Großen und des Kleinen Haussees. Hierdurch
entstanden die heutigen Feuchtwiesen-Biotope, die ein prägendes Merknmal der Garzauer
Kulturlandschaft sind.
Das seit 1979 als Schulungs- und Ferienheim des Magistrats von Berlin genutzte Schloß
brachte viele prominente Gäste nach Garzau. Heute steht das Schloß leer, und darf nur von
Kaufinteressenten besichtigt werden. Aufgrund des Einigungsvertrages gehört es dem Land Berlin.
Ein Versuch der Wiedererlangung durch die Gemeinde schlug fehl. Der Park verwildert seitdem.
Auch er darf nicht besichtigt werden.
Die Deckenornamente im Schloßsaal sind noch erhalten geblieben. Sie zeigen die vier Elemente
(Feuer, Wasser, Luft, Erde) die im fünften Jahrhundert v.Ch. der Philosoph Empedokles als
Grundelemente des irdischen Lebens angesehen wurden.
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